4.1.4 Über die Nicht-Schachtelung von Klammern und Bindebögen
Sie haben bisher zahlreiche verschiedene Arten von Klammern und Klammer-artigen Konstruktionen beim Schreiben von Musik mit LilyPond kennengelernt. Diese folgen verschiedenen Regeln, die zu Beginn vielleicht verwirrend wirken. Bevor die genauen Regeln vorgestellt werden, wollen wir die diversen Klammerarten und Arten von Klammer-artigen Konstrukten kurz rekapitulieren:
Klammerart | Funktion |
---|---|
{ … } | Umschließt ein sequenzielles Musiksegment |
< … > | Umschließt die Noten eines Akkords |
<< … >> | Umschließt parallele Musikausdrücke |
( … ) | Markiert den Beginn und das Ende eines Haltebogens |
\( … \) | Markiert den Beginn und das Ende eines Phasierungsbogens |
[ … ] | Markiert den Beginn und das Ende eines manuell erzeugten Balkens |
Zusätzlich sollten vielleicht noch einige weiter Konstruktionen
erwähnt werden, die Noten auf irgendeine Art und Weise verbinden:
Haltebögen (durch eine Tilde ~
markiert),
N-tolen (als \tuplet x/y { … }
geschrieben) und
Vorschlagnoten (als \grace{ … }
notiert).
Außerhalb von LilyPond fordert die übliche Benutzung von
Klammern, dass die entsprechenden Arten korrekt verschachtelt
werden, wie z.B. in << [ { ( … ) } ] >>
. Die
schließenden Klammern kommen dabei in der umgekehrten Reihenfolge
wie die öffnenden Klammern vor. Dies ist auch in LilyPond
ein Muss für die drei Klammerarten, die in obiger
Tabelle mit dem Wort ‚Umschließt‘ beschrieben werden – sie
müssen korrekt geschachtelt werden.
Die restlichen Klammer-artigen Konstruktionen (durch ‚Markiert‘
in der Tabelle oben beschrieben), die Haltebögen und die Triolen
brauchen jedoch mit
den anderen Klammern oder Klammer-artigen Konstrukten nicht
unbedingt korrekt geschachtelt werden. Tatsächlich sind sie auch
keine Klammern in dem Sinn, dass sie etwas umschließen, sondern
viel mehr Indikatoren, an welcher Stelle ein bestimmtes
musikalisches Objekt beginnt oder endet.
So kann also z.B. einen Phrasierungsbogen vor einem manuellen Balken beginn, jedoch schon vor dem Ende des Balkens enden. Dies mag zwar musikalisch wenig Sinn ergeben, ist aber in LilyPond auch möglich:
\relative { g'8\( a b[ c b\) a] g4 }
Im Allgemeinen können die verschiedenen Klammerarten, Klammer-artigen Konstruktionen, Haltebögen, Triolen und Vorschlagnoten beliebig kombiniert werden. Das folgende Beispiel zeigt einen Balken, der in eine Triole reicht (Zeile 1), eine Bindebogen, der ebenfalls in eine Triole reicht (Zeile 2), einen Balken und einen Bindebogen in eine Triole, ein Haltebogen, der über zwei Triolen läuft, sowie einen Phrasierungsbogen, der in einer Triole beginnt (Zeilen 3 und 4).
\relative { r16[ g' \tuplet 3/2 { r16 e'8] } g,16( a \tuplet 3/2 { b16 d) e } g,8[( a \tuplet 3/2 { b8 d) e~] } | \tuplet 5/4 { e32\( a, b d e } a4.\) }