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4.2.2 Stimmen explizit beginnen
Voice-Kontexte können auch manuell innerhalb
eines << >>
-Abschnittes initiiert werden. Mit den Befehlen
\voiceOne
bis hin zu \voiceFour
kann jeder Stimme
entsprechendes Verhalten von vertikaler Verschiebung und Richtung
von Hälsen und anderen Objekten hinzugefügt werden. In längeren
Partituren können die Stimmen damit besser auseinander gehalten
werden.
Die << \\ >>
-Konstruktion, die wir im vorigen Abschnitt
verwendet haben:
\new Staff { \relative { << { e'4 f g a } \\ { c,4 d e f } >> } }
ist identisch zu
\new Staff << \new Voice = "1" { \voiceOne \relative { e'4 f g a } } \new Voice = "2" { \voiceTwo \relative { c'4 d e f } } >>
Beide würden folgendes Notenbild erzeugen:
Der \voiceXXX
-Befehl setzt die Richtung von Hälsen,
Bögen, Artikulationszeichen, Text, Punktierungen und Fingersätzen.
\voiceOne
und \voiceThree
lassen diese Objekte
nach oben zeigen, \voiceTwo
und \voiceFour
dagegen lassen sie abwärts zeigen. Diese Befehle erzeugen eine
horizontale Verschiebung, wenn es erforderlich ist, um Zusammenstöße
zu vermeiden. Der Befehl
\oneVoice
stellt wieder auf das normale Verhalten um.
Schauen wir uns in einigen einfachen Beispielen an, was genau
die Befehle \oneVoice
, \voiceOne
und voiceTwo
mit Text, Bögen und Dynamikbezeichnung anstellen:
\relative { % Default behavior or behavior after \oneVoice c'4 d8~ 8 e4( f | g4 a) b-> c | }
\relative { \voiceOne c'4 d8~ 8 e4( f | g4 a) b-> c | \oneVoice c,4 d8~ 8 e4( f | g4 a) b-> c | }
\relative { \voiceTwo c'4 d8~ 8 e4( f | g4 a) b-> c | \oneVoice c,4 d8~ 8 e4( f | g4 a) b-> c | }
Schauen wir und nun drei unterschiedliche Arten an, den gleichen Abschnitt polyphoner Musik zu notieren, jede Art mit ihren Vorteilen in unterschiedlichen Situationen. Wir benutzen dabei das Beispiel vom vorherigen Abschnitt.
Ein Ausdruck, der direkt innerhalb einer << >>
-Umgebung
auftritt, gehört der Hauptstimme an. Das ist nützlich, wenn zusätzliche
Stimme auftreten, während die Hauptstimme sich fortsetzt. Hier also
eine bessere Version des Beispiels aus dem vorigen Abschnitt. Die
farbigen Kreuz-Notenköpfe zeigen, dass die Hauptstimme sich jetzt in
einem einzigen Stimmen (voice
)-Kontext befindet. Somit kann ein
Phrasierungsbogen ober sie gesetzt werden.
\new Staff \relative { \voiceOneStyle % This section is homophonic c'16^( d e f % Start simultaneous section of three voices << % Continue the main voice in parallel { g4 f e | d2 e) | } % Initiate second voice \new Voice { % Set stems, etc., down \voiceTwo r8 e4 d c8~ | 8 b16 a b8 g~ 2 | } % Initiate third voice \new Voice { % Set stems, etc, up \voiceThree s2. | s4 b c2 | } >> }
Tiefer verschachtelte polyphone Konstrukte sind möglich, und wenn eine Stimme nur kurz auftaucht, kann das der bessere Weg sein, Noten zu setzen:
\new Staff \relative { c'16^( d e f << { g4 f e | d2 e) | } \new Voice { \voiceTwo r8 e4 d c8~ | << { c8 b16 a b8 g~ 2 | } \new Voice { \voiceThree s4 b c2 | } >> } >> }
Diese Methode, neue Stimmen kurzzeitig zu verschachteln, bietet sich an, wenn nur sehr kleine Abschnitte polyphonisch gesetzt sind. Wenn aber die ganze Partitur polyphon ist, ist es meistens klarer, direkt unterschiedliche Stimmen über die gesamte Partitur hinweg einzusetzen. Hierbei kann man mit unsichtbaren Noten dann die Stellen überspringen, an denen die Stimme nicht auftaucht, wie etwa hier:
\new Staff \relative << % Initiate first voice \new Voice { \voiceOne c'16^( d e f g4 f e | d2 e) | } % Initiate second voice \new Voice { % Set stems, etc, down \voiceTwo s4 r8 e4 d c8~ | 8 b16 a b8 g~ 2 | } % Initiate third voice \new Voice { % Set stems, etc, up \voiceThree s1 | s4 b c2 | } >>
Notenkolumnen
Dicht notierte Noten in einem Akkord, oder Noten auf der gleichen Taktzeit aber in unterschiedlichen Stimmen, werden in zwei, manchmal auch mehreren Kolumnen gesetzt, um die Noten am Überschneiden zu hindern. Wir bezeichnen sie als Notenkolumnen. Jede Stimme hat eine eigene Kolumne, und ein stimmenabhängiger Verschiebunsbefehl (engl. shift) wird eingesetzt, wenn eine Kollision auftreten könnte. Das zeigt das Beispiel oben. Im zweiten Takt wird das C der zweiten Stimme nach rechts verschoben, relativ gesehen zum D der ersten Stimme, und im letzten Akkord wird das C der dritten Stimme auch nach rechts verschoben im Verhältnis zu den anderen Stimmen.
Die Befehle \shiftOn
, \shiftOnn
, \shiftOnnn
und
\shiftOff
bestimmen den Grad, zu dem Noten und Akkorde
verschoben werden sollen, wenn sich sonst eine Kollision nicht
vermeiden ließe. Die Standardeinstellung ist, dass die äußeren
Stimmen (also normalerweise Stimme 1 und 2) \shiftOff
eingestellt haben, während für die inneren Stimmen (3 und 4)
\shiftOn
eingeschaltet ist. Wenn eine Verschiebung
auftritt, werden Stimmen 1 und 3 nach rechts und Stimmen 2 und 4
nach links verschoben.
\shiftOnn
und \shiftOnnn
definieren weitere
Verschiebungsebenen, die man kurzzeitig anwählen kann, um
Zusammenstöße in komplexen Situationen aufzulösen, siehe auch
Beispiel aus dem Leben.
Eine Notenkolumne kann nur eine Note (oder einen Akkord) von
einer Stimme mit Hälsen nach oben und eine Note (oder einen
Akkord) von einer Stimme mit Hälsen nach unten tragen. Wenn
Noten von zwei Stimmen mit den Hälsen in die gleiche Richtung
an der selben Stelle auftreten und in beiden Stimmen ist
keine Verschiebung oder die gleiche Verschiebungsebene
definiert, wird die Fehlermeldung
„diese Stimme benötigt einen voiceXx
oder
shiftXx
Befehl“
ausgegeben.
Siehe auch
Handbuch zum Lernen: Verschieben von Objekten.
Notationsreferenz: Mehrere Stimmen.
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