Automatische Kombination von Stimmen

Automatische Kombination von Stimmen wird verwendet, um zwei selbständige Stimmen auf einem Notensystem zu setzen. Es wird vor allem in Orchesterpartituren eingesetzt. Wenn beide Stimmen die gleichen Noten haben, wird nur eine Stimme gesetzt, wenn sie sich unterscheiden, werden sie als unterschiedliche Stimmen (Voice) gesetzt, und die Richtung der Hälse wird automatisch bestimmt. Zusätzlich werden solo und a due-Stellen erkannt und bezeichnet.

Die Syntax zur automatischen Stimmenkombination lautet:

\partCombine musikAusdr1 musikAusdr2

Das nächste Beispiel zeigt, wie die Kombination funktioniert. Hier werden die Stimmen erst auf einem jeweils eigenen System und dann kombiniert gesetzt. Die gleichen Variablen werden für die Stimmen und das kombinierte System benutzt.

instrumentOne = \relative {
  c'4 d e f |
  R1 |
  d'4 c b a |
  b4 g2 f4 |
  e1 |
}

instrumentTwo = \relative {
  R1 |
  g'4 a b c |
  d4 c b a |
  g4 f( e) d |
  e1 |
}

<<
  \new Staff \instrumentOne
  \new Staff \instrumentTwo
  \new Staff \partCombine \instrumentOne \instrumentTwo
>>

[image of music]

Beide Stimmen haben die gleichen Noten im dritten Takt, sodass sie nur als eine Stimme gesetzt werden. Die Richtung von Hälsen und Bögen werden automatisch gewählt, abhängig davon ob es eine Solo-Stelle oder Unisono ist. In polyphonen Situationen erhält die erste Stimme (mit dem Kontext one) immer Hälse nach oben, die zweite Stimme (mit dem Kontext two) Hälse nach unten. An Solo-Stellen werden die Stimmen mit „Solo“ bzw. „Solo II“ bezeichnet. Die Unisono-Stellen (a due) werden mit dem Text „a2“ gekennzeichnet.

Beide Argumente von \partCombine werden als eigenständige Voice-Kontexte interpretiert. Wenn relative Oktaven benutzt werden, muss \relative für beide Stimmen benutzt werden, also:

\partCombine
  \relative … musikAusdr1
  \relative … musikAusdr2

Ein \relative-Abschnitt, der \partCombine umschließt, hat keinen Einfluss auf die Tonhöhen von musikAusdr1 oder musikAusdr2.

In professionellen Partituren werden Stimmen oft für lange Strecken auseinander gehalten, auch wenn eine oder mehrere Noten tatsälich aufeinander treffen und einfach als Unisono gesetzt werden könnten. Noten zu Akkorden zusammenzufassen oder eine Stimme als Solo anzuzeigen ist darum nicht ideal, weil die \partCombine-Funktion jede Note separat betrachtet. Aus diesem Grund kann die \partCombine-Funktion mit folgenden Befehlen verändert werden:

Befehle, die auf … Once enden, gelten nur für die nächste Note eines musikalischen Ausdrucks.

instrumentOne = \relative c' {
  \partCombineApart c2^"apart" e |
  \partCombineAutomatic e2^"auto" e |
  \partCombineChords e'2^"chord" e |
  \partCombineAutomatic c2^"auto" c |
  \partCombineApart c2^"apart" \once \partCombineChords e^"chord once" |
  c2 c |
}
instrumentTwo = \relative {
  c'2 c |
  e2 e |
  a,2 c |
  c2 c' |
  c2 c |
  c2 c |
}

<<
  \new Staff { \instrumentOne }
  \new Staff { \instrumentTwo }
  \new Staff { \partCombine \instrumentOne \instrumentTwo }
>>

[image of music]

Ausgewählte Schnipsel

Zwei Stimmen auf einem System kombinieren

Die Funktion, die Stimmen kombiniert (also der \partCombine-Befehl) ermöglicht die Kombination unterschiedlicher Stimmen auf einem System. Textanweisungen wie "solo" oder "a2" werden automatisch hinzugefügt. Wenn man sie entfernen will, muss man die Eigenschaft printPartCombineTexts auf falsch setzen. Für Klavierauszüge muss natürlich kein "solo"/"a2" usw. hinzugefügt werden, man sollte sie also ausschalten. Wenn aber Solo-Stellen in einem Klavierauszug oder einer Chorpartitur angezeigt werden, ist es besser, normale Polyphonie zu verwenden, weil so die Solostellen angezeigt werden, auch wenn der Text des Stimmenkombinierers ausgeschaltet ist.

Der Schnipsel zeigt drei Möglichkeiten, Stimmen auf einem System zu kombinieren: Standardpolyphonie, \partCombine ohne Text und \partCombine mit Text.

musicUp = \relative c'' {
  \time 4/4
  a4 c4.( g8) a4 |
  g4 e' g,( a8 b) |
  c b a2.
}

musicDown = \relative c'' {
  g4 e4.( d8) c4 |
  r2 g'4( f8 e) |
  d2 \stemDown a
}

\score {
  <<
    \new Staff \with {
      instrumentName = "standard polyphony"
    } << \musicUp \\ \musicDown >>

    \new Staff \with {
      instrumentName =
        \markup { \typewriter "\\partCombine" without text}
      printPartCombineTexts = ##f
    } \partCombine \musicUp \musicDown

    \new Staff \with {
      instrumentName =
        \markup { \typewriter "\\partCombine" with text}
    } \partCombine \musicUp \musicDown
  >>

  \layout {
    indent = 6.0\cm
    \context {
      \Score
      % Setting this to a large value avoids a bar line at the
      % beginning that would connect the three staves otherwise.
      \override SystemStartBar.collapse-height = 30
    }
  }
}

[image of music]

Changing \partCombine texts

When using the automatic part combining feature, the printed text for the solo and unison sections may be changed.

\new Staff <<
  \set Staff.soloText = "girl"
  \set Staff.soloIIText = "boy"
  \set Staff.aDueText = "together"
  \partCombine
    \relative c'' {
      g4 g r r
      a2 g
    }
    \relative c'' {
      r4 r a( b)
      a2 g
    }
>>

[image of music]

Siehe auch

Musikglossar: a due, part.

Notationsreferenz: Orchesterstimmen erstellen.

Schnipsel: Simultaneous notes.

Referenz der Interna: PartCombineMusic, Voice.

Bekannte Probleme und Warnungen

Alle \partCombine...-Funktionen können nur zwei Stimmen aufnehmen und sind nicht für die Behandlung von Gesangstext geeignet. Das heißt, dass die Funktion nicht funktioniert, wenn einer der Kontexte explizit eine Bezeichnung erhält, um ihm etwa Gesangstext zuweisen zu können.

\partCombine...-Funktionen können nicht innerhalb von \times- oder \relative-Umgebungen geschrieben werden.

Wenn printPartCombineTexts definiert ist und die zwei Stimmen die gleichen Noten abwechselnd spielen, kann es sein, dass die Kombinationsfunktion den Text „a2“ mehr als einmal im gleichen Takt setzt.

\partCombine merkt nur, wenn eine Note in einer Voice-Umgebung beginnt; Information, dass eine Note in einer Stimme etwa schon begonnen hat, wenn die andere Stimme die gleiche Note spielt, fehlt. Das kann zu einigen unerwarteten Problemen führen, wie etwa dass „Solo“ bzw. „Unison“ falsch gesetzt werden.

\partCombine hält alle Strecker (Haltebögen, Legatobögen, Klammern usw.) in der gleichen Voice-Umgebung, sodass es sein kann, dass diese Strecker nicht korrekt erscheinen, wenn sie in einer anderen Stimme enden.

Wenn die \partCombine-Funktion beide Noten nicht kombinieren kann (beispielsweise weil beide Stimmen unterschiedliche Dauern haben), werden die Stimmen intern in one und two benannt. Das heißt, dass jeglicher Kontextwechsel zu einem Voice-Kontext mit anderer Bezeichnung ignoriert wird.

Lesen Sie auch den Abschnitt Bekannte Probleme und Warnungen, wenn Sie \partCombine in Tabulaturen benutzen (siehe Standardtabulaturen).


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