Gregorianischen Choral transkribieren

Gregorianischer Choral kann mit einigen einfachen Einstellungen in moderner Notation notiert werden.

Hälse. Hälse können meistens weggelassen werden, was geschieht, indem man den Stem_engraver aus dem Stimmenkontext entfernt:

\layout {
  ...
  \context {
    \Voice
      \remove Stem_engraver
  }
}

In einigen Transkriptionsstilen werden jedoch teilweise Hälse eingesetzt, um etwa den Übergang von einem Einton-Rezitativ zu einer melodischen Geste anzuzeigen. In diesem Fall können Hälse entweder mit \hide Stem unsichtbar gemacht werden oder mit \override Stem.length = #0 auf die Länge von 0 reduziert werden. Die Hälse müssen dann wieder an den entsprechenden Stellen mit \once \override Stem.transparent = ##f sichtbar gemacht werden (siehe auch Beispiel unten). Wenn Hälse eingesetzt werden, die Fähnchen haben, muss zusätzlich auch noch \hide Flag eingestellt werden.

Takt. Für Gesang ohne Metrum gibt es einige Alternativen.

Der Time_signature_engraver kann aus dem Staff-Kontext entfernt werden, ohne dass es negative Seiteneffekte gäbe. Alternativ kann er durchsichtig gemacht werden, dabei entsteht aber ein leerer Platz zu Beginn der Noten an der Stelle, wo normalerweise die Taktangabe stehen würde.

In vielen Fällen ergibt \set Score.timing = ##f gute Ergebnisse. Eine andere Möglichkeit ist es, \cadenzaOn und \cadenzaOff zu benutzen.

Um Taktstriche zu entfernen, kann man radikal den Bar_engraver aus dem Staff-Kontext entfernen. Wenn man ab und zu einen Taktstrich braucht, sollten die Striche nur mit \hide BarLine unsichtbar gemacht werden.

Oft werden Rezitativtöne mit einer Brevis angezeigt. Der Text für die Rezitativnote kann auf zwei Arten notiert werden: entweder als einzelne, links ausgerichtete Silbe:

chant = \relative {
  \clef "G_8"
  c'\breve c4 b4 a c2 c4  \divisioMaior
  c\breve c4 c f, f \finalis
}

verba = \lyricmode {
  \once \override LyricText.self-alignment-X = #-1
  "Noctem quietam et" fi -- nem per -- fec -- tum
  \once \override LyricText.self-alignment-X = #-1
  "concedat nobis Dominus" om -- ni -- po -- tens.
}
\score {
  \new Staff <<
  \new Voice = "melody" \chant
  \new Lyrics = "one" \lyricsto melody \verba
  >>
  \layout {
    \context {
      \Staff
      \remove Time_signature_engraver
      \remove Bar_engraver
      \hide Stem
    }
  }
}

[image of music]

Das funktioniert gut, solange der Text nicht über einen Zeilenumbruch reicht. In diesem Fall kann man etwa die Noten der Silben verstecken (hier werden auch die Hälse unsichtbar gemacht):

chant = \relative {
  \clef "G_8"
  \set Score.timing = ##f
  c'\breve \hide NoteHead  c c c c c
  \undo \hide NoteHead
  \override Stem.transparent = ##f \stemUp c4 b4 a
  \hide Stem c2 c4  \divisioMaior
  c\breve \hide NoteHead c c c c c c c
  \undo \hide NoteHead c4 c f, f \finalis
}

verba = \lyricmode {
  No -- ctem qui -- e -- tam et fi -- nem per -- fec -- tum
  con -- ce -- dat no -- bis Do -- mi -- nus om -- ni -- po -- tens.
}

\score {
  \new Staff <<
    \new Voice = "melody" \chant
    \new Lyrics \lyricsto "melody" \verba
  >>
  \layout {
    \context {
      \Staff
      \remove Time_signature_engraver
      \hide BarLine
      \hide Stem
    }
  }
}

[image of music]

Eine andere übliche Situation ist die Transkription von neumatischem oder melismatischem Gesang, d.h. Gesang, der eine unterschiedliche Anzahl von Noten pro Silbe hat. In diesem Fall sollen die Silbengruppen üblicherweise deutlich voneinander getrennt gesetzt werden, oft auch die Untergruppen eines längeren Melismas. Eine Möglichkeit, das zu erreichen, ist es, eine feste Taktart, etwa 1/4, zu benutzen und dann jeder Silbe oder Notengruppe einen ganzen Takt zuzuweisen, u.U. mit Hilfe von Triolen und kleinen Notenwerten. Wenn die Taktstriche und alle anderen rhythmischen Anweisungen unsichtbar gemacht werden, und der Platz um die Taktstriche vergrößert wird, ergibt sich eine recht gute Repräsentation der Originalnotation.

Damit Silben mit unterschiedlicher Länge (etwa „-ri“ und „-rum“) die Silbengruppen nicht ungleichmäßig aufweiten, kann die 'X-extent-Eigenschaft des LyricText-Objekts auf einen festen Wert gesetzt werden. Eine andere Möglichkeit wäre es, die Silben als Textbeschriftung einzufügen. Wenn weitere horizontale Anpassungen nötig sind, können sie mit unsichtbaren (s)-Noten vorgenommen werden.

spiritus = \relative {
  \time 1/4
  \override Lyrics.LyricText.X-extent  = #'(0 . 3)
  d'4 \tuplet 3/2 { f8 a g } g a a4 g f8 e
  d4 f8 g g8 d f g a g f4 g8 a a4  s
  \tuplet 3/2 { g8 f d } e f g a g4
}

spirLyr = \lyricmode {
  Spi -- ri -- _ _ tus  _ Do -- mi -- ni  _ re -- ple -- _ vit _
  or -- _ bem _  ter -- ra -- _ rum, al -- _ _ le -- _ lu
  -- _ ia.
}
\score {
  \new Staff <<
    \new Voice = "chant" \spiritus
    \new Lyrics = "one" \lyricsto "chant" \spirLyr
  >>
  \layout {
    \context {
      \Staff
      \remove Time_signature_engraver
      \override BarLine.X-extent = #'(-1 . 1)
      \hide Stem
      \hide Beam
      \hide BarLine
      \hide TupletNumber
    }
  }
}

[image of music]


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